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Mit 16 Jahren bereits das zweite Mal schwanger – vom eigenen Vater
Es ist das Jahr 1987. Die 16-jährige Claireece Jones (Gabourey Sidibe), von allen nur Precious genannt – was so viel wie wertvoll, kostbar, bedeutet – lebt bei ihrer Mutter Mary (Mo’Nique) und deren langjährigen Freund, der auch ihr Vater ist. Schon die sozialen Umstände sprechen Bände: Claireece ist übermäßig übergewichtig wie auch ihre Mutter. Die hat das Leben als eine Chance, etwas zu erreichen, längst aufgegeben und taktiert nur, möglichst viel Sozialhilfe vom Staat abgreifen zu können. Gleichzeitig muss ihre Tochter sie immer bekochen – schmeckt es ihr nicht oder sie hat etwas daran auszusetzen, wird Precious nicht nur bitter beschimpft.
Ihre Mutter zwingt sie in solchen Situationen gerne, das eben Gekochte zur Strafe komplett aufzuessen. Natürlich gibt es dabei nicht nur die derben Schimpfwörter, auch Schläge gegen Claireece sind an der Tagesordnung. Zu allem Überfluss ist das junge Mädchen bereits zum zweiten Mal schwanger. Schnell wird klar, dass der Vater es ist, der sie immer wieder vergewaltigt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ihr erstgeborener Sohn mit dem Down-Syndrom leben muss. Beinahe schon verächtlich ist sein Name auch „Mongo“. Doch Claireece kennt ihr Leben gar nichts anders. So ist es für sie völlig normal, dass sie weder schreiben noch lesen kann. Allerdings hat sie eine Stärke für Mathematik.
Claireece erkennt, dass das Leben mehr zu bieten hat
Als sie nun das zweite Mal schwanger ist und das ihre Lehrerin mitbekommt, setzt die sich dafür ein, dass das junge Mädchen zu einer Schule für Kinder mit unterschiedlichsten Problemen geschickt wird. Sie erhält das Stipendium, doch ihre Mutter kennt nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes. Dennoch nimmt das junge Mädchen das Angebot an, denn ihre weiteren Schulnoten sind gemessen an den Umständen, die sie zu ertragen hat, gar nicht so schlecht. An dieser neuen Schule, an der die unterschiedlichsten Ethnien gemeinsam unterrichtet werden, aber vereint durch unterschiedliche soziale und gesellschaftliche Probleme, lernt sie die Sozialpädagogin Miss Weiss (Mariah Carey) kennen.
Zusammen mit ihr und ihrer neuen Klassleiterin Miss Rain (Paula Patton) lernt sie das Schreiben und Lesen. Als nun die Geburt ihres zweiten Kindes ansteht, ist da auch noch der Krankenpfleger John (Lenny Kravitz), der zum echten Freund für das Mädchen wird. Außerdem erlebt sie im Krankenhaus das erste Mal den Rückhalt durch die Klassengemeinschaft, denn alle Mitschülerin besuchen sie dort. Zusammen mit Miss Rain schafft sie es dann, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und es kommt zu einer heftigen Aussprache mit der eigenen Mutter. Doch damit längst nicht genug – nun sollen Veränderungen in das Leben des Mädchens treten, die sie zunächst schockieren, ihr dann aber den Weg in eine bessere Zukunft weisen könnten.
Aufrichtige, ehrliche und schonungslose Wahrheit zeichnet „Precious“ aus
„Precious – das Leben ist kostbar“ ist vor allem eins – schonungslos, offen und unverblümt. Das kann durchaus schockierend für Zuschauer wirken, denn obendrein zeichnet das Sozialdrama nicht die Umstände einer durchschnittlich benachteiligten Familie auf dem unteren sozialen Niveau ab. Vielmehr wird auch hier eine zum Teil überspitzte und extreme Geschichte erzählt, die durchaus Fragen im Zuschauer weckt. Wohl dieser schonungslosen Erzählweise ist es auch geschuldet, dass „Precious“ mit mehr als 40 errungenen Preisen überdurchschnittlich viele Nominierungen unterschiedlicher Filmfestivals erhielt – darunter waren selbst sechs Oscar-Nominierungen und zwei tatsächlich gewonnene Preise der begehrten Auszeichnung. Trotz der zahlreichen Nominierungen und Preise sah es zunächst nicht so aus, als ob sich ein Filmverleih für den deutschen Kinostart finden ließe. Dabei gehört dieser Spielfilm zu einem der sehenswertesten der letzten Jahre.